Anfang 2020 haben die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) und der Berufsverband Deutscher Anästhesisten (BDA) die Kommission „Nachhaltigkeit in der Anästhesiologie“ gegründet, die ein Positionspapier zum Thema „Ökologische Nachhaltigkeit mit konkreten Handlungsempfehlungen zur Anästhesiologie und Intensivmedizin“ erarbeitet hat. Die Präsidien von BDA und DGAI haben diesen Empfehlungen zugestimmt (1).

In dem dazu erarbeiteten Toolkit, werden neben generellen Überlegungen zur Umsetzung von ökologischen Konzepten praktische Vorschläge aufgezeigt, wie diese Empfehlungen zu den folgenden Themen Schritt-für-Schritt umgesetzt werden können:

A Medikamente Reduktion der Treibhausgaseffekte durch inhalative Anästhetika und Minimierung von Medikamentenverwurf inklusive korrekter Entsorgung.
B Sachartikel Evaluation von Einmal- vs. Mehrwegartikel anhand einiger Beispiele
C Abfallmanagement  5 Rs des Abfallmanagements und Umgang mit verschiedenen Abfallsorten
D Mobilität Reduktion des CO2-Fußabdrucks in den Sektoren Berufsverkehr, Patiententransport und Bildungsreisen
E Energie Optimierung des Energiehaushalts
F Forschung und Lehre Verankerung der Thematik in Forschung und Lehre

 

zum Download des gesamten Toolkits in einem Dokument als pdf

Generelle Überlegungen zur Umsetzung

Green Teams:
Es ist sinnvoll, von Anfang an mit einem “Green Team” zu arbeiten, dass sich intensiv mit der Thematik Nachhaltigkeit in der Klinik beschäftigt. Um effizient zu sein, sollte die Kerngruppe nicht zu groß sein. Schlüsselpersonen sind neben Ärzt*innen und Pflegekräften auch Mitarbeitende aus Hygiene, Technik, Einkauf und Management. Bei spezifischen Fragestellungen können gezielt verschiedene Berufsgruppen und deren Expertise eingeholt werden.

Motivation, Schulung:
Gute Information und Schulung, warum eine Veränderung notwendig ist, erhöht die Motivation, aktiv an der Umsetzung dieser Maßnahme mitzuwirken. Es kann vorteilhaft sein, zunächst mit einem umschriebenen und erreichbaren Projekt zu beginnen. Ein gelungenes Projekt, auch wenn es zunächst nur ein kleines war, motiviert für weitere Herausforderungen: “easy wins”. Jeder Erfolg darf und soll transparent gemacht und positiv unterstützt werden. “Champions” aus den eigenen Reihen, die mit der Umsetzung einer bestimmten Maßnahme betraut werden, können ein Team oft besser motivieren als Vorgesetzte, brauchen aber deren Unterstützung.

Anästhesie, OP oder gesamte Klinik?
Letztendlich muss es Ziel sein, den CO2-Fußabdruck des Gesamt-Klinikums zu senken. Anästhesie-spezifische Themen wie z.B. der Anästhetika- und Medikamentenverbrauch können durch ein abteilungsinternes “Green Team” behandelt werden, z.B. die Auswahl klimaschonender inhalativer Anästhetika und die Reduktion deren Verbrauchs sind relativ einfach zu erreichen und ein “big win”. Andere Themen wie Energiemanagement oder Recyclingprogramme müssen multidisziplinär angegangen werden oder können sogar primär im Technischen Betrieb verankert sein (z.B. 100% fremdfinanzierte, flächendeckende Installation von Photovoltaik).

Schritt für Schritt-Vorgehensweise

Für ein erfolgreiches Umsetzen von Ideen ist ein strukturiertes Vorgehen in vier bis fünf Schritten sinnvoll.

 

  • Ist-Analyse vor Ort
    Wie sieht die Lage zu diesem Thema in meiner Abteilung / Klinik aus? Was ist bereits etabliert? Wie groß sind Verbrauch, Kosten und CO2-Äquivalenzen? Welche Probleme können antizipiert werden?
  • Umsetzung
    Ideen sammeln, Ansprechpersonen finden, Planung und Durchführung von verbessernden Maßnahmen.
  • Evaluation
    Welche Maßnahmen konnten durchgeführt werden? Wobei gab es evtl. Probleme? Welche Lösungsansätze gab es und wie erfolgreich waren diese? Erneute Analyse: Verbrauch, Kosten, CO2-Produktion.
  • Planung weitere Schritte
    Welche Schritte sind durchzuführen, um den Erfolg des Projektes zu verbessern? Welche weiteren Aspekte kann ich in das Projekt integrieren? Kann ich ähnliche Maßnahmen in anderen Bereichen der Abteilung / Klinik anregen?
  • Publikation der Erfahrungen – klinikintern, lokale Medien, relevante Literatur